Lucy Michel: Herziger Appell an mögliche Unterstützer

Photo: Gold & Goose

Die 19-jährige Lucy Michel hat dieses Jahr bewiesen, dass sie in der Frauen-WM in den Top-10 mithalten kann. In Estoril verfehlte sie die Punkte und fiel in der Gesamtwertung zurück – an Talent mangelt es ihr nicht.

Durch die wechselhaften Bedingungen war Estoril für alle ein forderndes Wochenende, besonders für die Frauen. Sie haben am Freitag lediglich 25 Minuten freies Training, das in Portugal auf nasser Strecke stattfand. Das folgende Qualifying wurde auf abtrocknender Piste ausgetragen, im ersten Rennen am Samstag herrschten dann trockene Verhältnisse – bevor es erneut zu regnen begann.

Unter solchen Voraussetzungen leiden Fahrerinnen wie Lucy Michel besonders, die übers Jahr gesehen deutlich weniger Zeit auf dem Motorrad verbringen als etwa die schnellen Spanierinnen.

Im abgebrochenen ersten Rennen wurde Lucy als 19. gewertet, im zweiten Lauf sah sie als 16. die Zielflagge und verpasste damit die WM-Punkte.

«Ich war noch nie auf dieser Strecke, das zweite Rennen war mein zweiter Turn, der trocken war», erzählte Michel beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Dafür konnte ich meine Zeiten gut steigern und fuhr in der letzten Runde meine schnellste. Für mich ist blöd, dass wir es nicht bezahlen können, so viel zu trainieren. Vor allem nicht so weit weg, das ist mit sehr viel Aufwand verbunden. Für mich geht das nicht in dem Ausmaß, wie das andere Mädels betreiben. Lena Kemmer und ich machen dazu noch eine Ausbildung. Ich darf zum Beispiel nur 60 Fehltage in drei Jahren haben, da muss ich aufpassen, was ich mache. Selbst wenn ich mal in Fahrt bin, habe ich Rückstand auf die anderen, weil die viel mehr Trainingszeit haben. Im Großen und Ganzen kann ich trotzdem zufrieden sein mit meinen Zeiten, zum Ende waren die auf dem Niveau vom neunten Platz.»

Da in der Frauen-Weltmeisterschaft Einheits-Yamaha-R7 zum Einsatz kommen, gäbe es verschiedene Möglichkeiten wie den R7-Cup in Deutschland oder den neuen Unterbau zur Endurance-WM, um mehr Fahrzeit zu bekommen. Das lässt sich für die Sächsin finanziell derzeit aber nicht darstellen.

«Wir haben uns schon dieses Jahr überlegt, ob wir den R7-Cup im Rahmen der IDM mitfahren, aber das konnten wir uns nicht leisten», schilderte Lucy. «Dann hätte ich eine zweite Lederkombi gebraucht und ein Motorrad extra. Wir hätten also eine zweite Saison bezahlen müssen. Ich hätte das Level, um konstant in den Top-10 in der WM mitzufahren, dafür bräuchte ich aber, wie andere Leute auch, mal einen Track-Day an den Strecken, auf denen wir fahren. Es ist schwierig, diesen Aufwand nachzuholen und von 0 auf 100 schnell zu sein. Liebe SPEEDWEEK-Leser, wenn mich jemand gerne unterstützen würde, ich bin für alles offen. Platz für Aufkleber auf dem Motorrad und der Lederkombi haben wir noch.»

Durch die Nullrunde in Estoril fiel Michel vom 12. auf den 16. WM-Rang zurück, was die Ergebnisse für sie umso bitterer macht. Bereits am kommenden Wochenende ist das WM-Finale im 550 km entfernten Jerez, die angehende medizinische Radiologin überbrückt die Tage bis dahin mit einem Besuch in Lissabon.

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